Der deutsche Sicherheitsmarkt hat seinen Wachstumskurs der letzten Jahre auch 2023 erfolgreich fortgesetzt. Nach Branchenangaben konnten die einzelnen Bereiche für 2023 gegenüber dem Vorjahr 2022 insgesamt ein Umsatzplus von 9,7 Prozent auf 31,27 Milliarden Euro erzielen. Während die mit der Corona-Pandemie einhergegangenen Herausforderungen damit weitestgehend überwunden sind, sind nun der Ukraine-Krieg und seine damit verbundenen wirtschaftlichen Risiken in den Vordergrund gerückt. Teilweise deutlich gestiegene Energiekosten und damit verbundene Preissteigerungen haben den Trend zur Digitalisierung und Automatisierung weiter beschleunigt.
Zu einem großen Umsatzplus im Zeitraum 2022 bis 2023 führte erneut insbesondere der Teilbereich IT-Sicherheit. Aber auch die Sicherheitsdienstleistungen konnten ihren Umsatz 2023 gegenüber den Vorjahren wieder teils deutlich steigern.
Die Entwicklung der Umsätze der auf der Security Essen vertretenen Bereiche:
2020
2021
2022
2023
Bewachung incl. Dienstleistungszentrale
9,46
10,3
11,9
13,4
Elektronische Sicherungstechnik
4,7
4,9
5,2
5,3
Stationäre Löschanlagen
0,7
0,7
0,7
0,8
Schlösser und Beschläge
1,2
1,3
1,41
1,37
Geldschränke, Tresore
0,2
0,3
0,3
0,3
Mechanische Außenhautsicherung
0,87
0,9
0,9
0,9
IT-Sicherheit
5,6
6,2
8,1
9,2
Gesamt
22,47
24,15
28,51
31,27
Umsätze in Milliarden Euro. Quellen: BDSW, VDMA, BHE, FVSB, FAS, Bitkom
1) Sicherheitsdienstleistungen
Der Umsatz im Teilbereich Sicherheitsdienstleistungen stieg im Zeitraum von 2022 zu 2023 um etwa 12,6 Prozent. War in den Jahren zuvor die Corona-Pandemie für den Umsatzschub mitverantwortlich, so sind es nun die gestiegenen Sicherheitsbedürfnisse im öffentlichen und privaten Raum. Beispiele sind Großveranstaltungen und kritische Infrastrukturen, die stärker geschützt werden. Das lässt sich auch an den Beschäftigtenzahlen für 2022 und 2023 gegenüber 2021 ablesen. Den Hauptanteil am Umsatz 2023 trägt nach wie vor der Objektschutz (50 Prozent), gefolgt von der Flughafensicherheit (10 Prozent), den Notruf- und Serviceleitstellen (10 Prozent) sowie Geld- und Wertdienste (5 Prozent).
2020
2021
2022
2023
Umsatz (Mrd. Euro)*
9,46
10,3
11,9
13,4
Beschäftigte (in Tsd.)
262
266
273
284
Quelle: BDSW
2) Elektronische Sicherungstechnik
Die allgemeine Sicherheitslage und auch die zunehmende Vernetzung und Digitalisierung haben dem Markt für elektronische Sicherungstechnik erneut ein Plus beschert:
· 2023 gelang der Branche ein Plus von etwa 3,63 Prozent im Vergleich zu 2022 und damit ein Gesamtumsatz von etwa 5,3 Milliarden Euro.
· Zuwächse gegenüber dem Vorjahr hat es 2023 in nahezu allen Segmenten gegeben.
· Insbesondere die Videoüberwachung konnte im Zeitraum zwischen 2022 und 2023 um gut 5,9 Prozent zulegen.
· Auch das Segment Zutrittssteuerung wuchs im gleichen Zeitraum um 6,8 Prozent deutlich.
Beide Segmente profitieren von KI-getriebenen Entwicklungen, die intelligente Zutritts- und Überwachungslösungen noch effizienter machen und die Vernetzung von Gewerken weiter vorantreiben. Der Schutz von Kritis-Einrichtungen aber auch die Unternehmenssicherheit in Hinblick auf Sabotage- und Spionageschutz sind wichtige Faktoren für den stetigen Zuwachs an intelligenten Lösungen. Brandmeldeanlagen konnten im gleichen Zeitraum ebenfalls ein Wachstum von 3,3 Prozent aufweisen. Profitiert hat der Brandschutz dabei noch von einer vergleichsweisen stabilen Baukonjunktur 2022. Einbruchmeldeanlagen erlebten 2023 ein leichtes Plus von einem Prozent. Der Umsatz von Sprachalarmanlagen steigt leicht mit einem Plus von 2,3 Prozent gegenüber dem Jahr 2022 an. Insgesamt ist bei der Entwicklung zu bemerken, dass auch hier neben konjunkturellen Sorgen vor allem das Problem des Fachkräftemangels die Unternehmen zunehmend vor Herausforderungen stellt.
Umsatzentwicklung elektronische Sicherungstechnik
2020
2021
2022
2023
Brandmeldetechnik
2.200
2.290
2.435
2.515
Einbruchmeldetechnik
870
875
891
900
Zutrittssteuerungssysteme
386
420
454
485
Videosicherheitstechnik
650
700
746
790
Sprachalarmsysteme
114
130
130
133
Rauch- und Wärmeabzugsanlagen und Sonstige
475
490
502
522
Gesamt
4.695
4.905
5.158
5.345
Angaben in Mio. Euro. Quelle: BHE
3) Schlösser und Beschläge
Die Schloss- und Beschlagindustrie hatte 2023 in ihrem Segment Sicherheitstechnik mit Schutzwirkung mit den Auswirkungen des Ukraine-Krieges zu kämpfen und muss im Vergleich zu 2022 ein Minus von 2,8 Prozent hinnehmen. Auch die 2023 schwächelnde Baukonjunktur und Lagereffekte sind weitere negative Faktoren.
Bei Zylinderschlössern für Gebäudetüren lag das Produktionsvolumen 2023 insgesamt bei 134,8 Millionen Euro für mechanische Produkte sowie bei 46,7 Millionen Euro für mechatronische und elektronische Produkte. Damit konnte das wichtige Teilsegment sich gegen den allgemeinen Trend stemmen und erneut ein Umsatzplus von knapp fünf Prozent gegenüber 2022 erzielen. Grund hierfür dürften auch hier die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung von Gewerken im Zuge von Modernisierungen sein. Im Bereich Geldschränke und Tresore ist in einem überschaubaren Segment ein stabiler Umsatz zu verzeichnen.
Umsatzentwicklung Sicherheitstechnik mit Schutzwirkung
2021
2022
2023
1,32
1,41
1,37
Angaben in Mrd. Euro. Quelle: FVSB
4) IT-Sicherheit
Der zum letzten Bericht zur Security Essen 2022 erstmalig aufgenommene Bereich der IT-Sicherheit erlebt in sicherheitspolitisch angespannten Zeiten ein rasantes Wachstum, nicht zuletzt wegen immer neuerer KI-Anwendungen. Der Ukraine-Krieg und die teilweise damit verbundenen Angriffe auf Kritis-Einrichtungen sowie die organisierte Kriminalität haben zu einem massiven Anstieg an IT-Attacken aller Art geführt.
Durch die fortschreitende Vernetzung von Gewerken (Internet of Things, IoT), der starken Zunahme an Cloud-Anwendungen und den Einsatz von KI-basierten Anwendungen in nahezu allen Bereichen ist eine effektive IT-Sicherheit unabdingbar. Laut Bundeskriminalamt sind 2023 etwa im Vergleich zum Vorjahr die erfassten Cybercrime-Delikte bei Auslandstaten um rund 28 Prozent gestiegen, während sie im Inland 2023 im Vergleich zu 2022 um 1,8 Prozent leicht gefallen sind – auf immer noch über 134.000 Fälle. Bundesweit haben über 800 Unternehmen und Institutionen Ransomware Fälle zur Anzeige gebracht.
All diese Faktoren führten zu einem starken Umsatzwachstum, das 2023 bei über 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr lag. Für das laufende Jahr sind erneut knapp 13 Prozent angepeilt, wobei der Umsatz erstmalig auf über zehn Milliarden Euro steigen dürfte.
Den größten Anteil an den Aufwendungen hatten 2023 Ausgaben für IT-Sicherheitssoftware mit rund 4,3 Milliarden Euro. Etwas dahinter liegen Dienstleistungen rund um IT-Sicherheit, die um zwölf Prozent auf vier Milliarden Euro zulegten. Anhaltende Konflikte wie in der Ukraine oder Nahost sowie beständige Spionageversuche durch Drittstaaten werden sicherlich für einen weiteren Anstieg der IT-Sicherheitsausgaben sorgen. Hinzu kommen neue Gesetze und Verordnungen im Zuge der Umsetzung von EU-Vorgaben, wie der NIS-2 Richtlinie, die die Gesetzgebung zur Cybersicherheit EU-weit regelt. Von diesen Umsetzungen sind zahlreiche Kritis-Einrichtungen und Unternehmen betroffen, die ihre IT-Sicherheit dementsprechend ausrichten. Parallel dazu wird es weiterhin Awareness-Kampagnen für die Wirtschaft und privaten Anwender geben, denn gerade viele kleine und mittelständische Unternehmen aber auch öffentliche Einrichtungen müssen dringend nachrüsten.
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